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K. T. Meadows - Das 13. Zeichen: Die Bestimmung (Band 1)


Erneut hatte ich Erfolg bei einer Buchverlosung auf lovelybooks, auch wenn das Schicksal mir abermals nur ein E-Book zugespielt hat. Dennoch, das schön gestaltete grüne Cover mit dem spiegelhaften Ornament und dem Schattenbild sahen vielversprechend aus. Auch der Klappentext klang ganz nett: ein Fantasy-Jugendroman. Nicht ganz mein Metier, aber gerade, wenn sich ein Selfpublisher mit dem Cover solche Mühe gibt, muss man das eben würdigen.


Isaam wächst abseits der größeren Städte in einer kleinen Holzhütte auf. Eines Tages, entschließt ihre Mutter, sie mit in die Stadt zu nehmen, da alle Kinder vor dem Eintritt in ihr sechszehntes Lebensjahr beim Stadtvorsteher vorgestellt werden müssen. Das einzige Problem: Isaam weiß gar nicht, wie alt sie überhaupt ist, aber zwölf, wie ihre Mutter behauptet, scheint ihr trotz allem unwahrscheinlich. Wieso macht sie so ein Geheimnis um das Alter ihrer Tochter? Und wer sind diese schwarzen Reiter, vor denen alle Städter solch eine Ehrfurcht haben? Doch am Brennensten interessiert Isaam eine Frage: wer ist dieser junge Bursche Levent und wieso kreuzen sich ihre Wege immer wieder aufs Neue.


Die Autorin teilt ihre Geschichte in zwei größere Abschnitte, der Erste umfasst ca. 40% des Buches, der zweite dann den Rest. Diese Einteilung ist auch wirklich ratsam, denn die beiden Abschnitte lesen sich wirklich wie von verschiedenen Autoren verfasst. Nicht unbedingt vom Schreibstil – der ist durch die Bank weg eigentlich handwerklich solide, hochwertig und bis auf ein paar kleine Schnitzer fehlerfrei -, sondern vom Storytelling.

Abschnitt 1 behandelt in erster Linie Isaams Jugend in ihrer Hütte am Waldrand, wie sie Levent kennenlernt, sich ihre Freundschaft entwickelt und sie ‘allmählich‘ merkt, wie sie sich in ihn verliebt, bis sie schließlich in ihr (ungewolltes) Abenteuer aufbrechen muss. Diese (von meinem Reader) ca. 130 Seiten ziehen sich wie Kaugummi. Aber nicht etwa wie einer, den man auch nach einer halben Stunden noch kauen kann, sondern wie HubbaBubba, der nach dreißig Sekunden keinen Geschmack mehr hat. Isaams anfängliche Naivität ist zwar irgendwie nachvollziehbar, da man ihr nie gelehrt hat, wie man unter Menschen zurechtkommt, dennoch wird ihre Blauäugigkeit häufig zu einem sehr nervtötenden Unterfangen. Das Beginnt mit ihrer unbändigen, ja oftmals sogar leichtsinnigen Neugier, ihrer Unfähigkeit Gefahren oder Risiken abzuschätzen und gipfelt schließlich in ihrer regelrecht irrsinnig rasanten Verliebtheit zu Levent, die sogar Disneyfilme vor Neid erblassen lassen könnte. An sich kann Naivität ja eine liebenswürdige Eigenschaft sein, Isaam begann aber langsam mich zu nerven, vor allem jedes Mal dann, wenn Levent in ihrer Nähe war – ein Charakter, den ich bis zum Schluss nicht ausstehen konnte. Mehr dazu später. Auch handlungstechnisch geschah die meiste Zeit über eigentlich gar nichts. Die wenigen handlungsrelevanten Szenen hätte man mit Sicherheit auf ein Drittel der Länge kürzen können.

Glücklicherweise – und ich kann das gar nicht genug erwähnen! – kam dann Abschnitt 2 und die Geschichte nahm eine drastische Wendung. Isaam lernte neue Leute kennen. Der Krieger Traore, die Bogenschützin Lebin, die Edeldame Esnea und der Späher Arciolo waren eine wirklich willkommene Abwechslung und vor allem Traore und Lebin habe ich im Laufe der Geschichte wirklich sehr ins Herz geschlossen. Sie lehrten Isaam, mit dem “Verlust“ Levents umzugehen, bauten eine solide Freundschaft zu ihr aus und ließen das Mädchen deutlich erwachsener und reifer werden. Isaam wird im Laufe des zweiten Abschnittes mit einer Vielzahl an Problemen und Konflikten konfrontiert, deren Lösungen sie dank der Unterstützung ihrer Freunde und vor allem durch ihr neuerlerntes Wissen und ihr zunehmendes Vertrauen in sich selbst, nach und nach finden kann. Ein wenig erinnern diese verschiedenen Szenarien, an denen Isaam wächst an eine Coming-of-Age-Geschichte. Dass ihr Schicksal dabei eine entscheidende Rolle in den Zahnrädern der Welt bedeutet, sollte man dabei aber nicht vergessen. Nach und nach bekommt der Leser Informationen zugespielt, die sowohl Isaams Schicksal, als auch das Leben und die Geschichte der Nebencharaktere anbelangt, wodurch diese viel mehr Facetten und Tiefe bekommen, als Isaam und Levent im kompletten ersten Teil des Buches.

Das Ende fand ich dann wieder eher so lala. Liegt vor allem an der Überpräsenz von Levent, der mir einfach das ganze Buch über einfach nur unsympathisch, seine Rolle vorhersehbar und flach, erschien. Vor allem, weil Isaam in den letzten paar Kapiteln scheinbar wieder alles vergessen hatte, was Traore und Lebin ihr beigebracht hatten und wieder schmachtend an seinem Gehrockzipfel hängt. Sorry für den Spoiler, aber ich denke für einen Jugendroman ist es wenig überraschend, dass die Protagonisten sich am Ende irgendwie lieben.


Das 13. Zeichen: Die Bestimmung ist der Auftakt einer längeren Jugendbuchreihe (ich glaube derzeit sind drei von fünf geplanten Bänden erschienen?) und legt ein solides Grundgerüst für eine interessante Geschichte. Meiner Meinung nach hätte das Buch – gerade, weil es Selfpublish ist – gerade am Anfang 50 Seiten kürzer sein können und dafür mehr Fokus auf das Ende legen können. Die Geschichte fängt langsam an, sehr langsam, weißt hie und da ein paar Logikfehler auf (wieso sollte ein Mörder bitte seinen Dolch in der Leiche zurücklassen?), entwickelt sich aber spätestens mit der Halbzeit zu einer wirklich guten und interessanten Geschichte, die davon absieht, ein klares Schwarz und Weiß anzudeuten, sondern mit deutlichen Graustufen in den Fraktionen aufwartet und dadurch viel Platz für interessante Wendungen in den Folgebänden liefert. Ich persönlich möchte gerne auch die weiteren Bände lesen, um zu schauen, in wie weit meine Hoffnungen erfüllt werden, oder ob die Geschichte zu einer unnötig in die Länge gezogenen Dreiecks-Romanze verkommt. Ich hoffe ja ersteres.

Ich möchte das Buch jedem Freund von Romantasy ans Herz legen, der den Mut und vor allem das Sitzfleisch hat, sich durch die erste mühselige Hälfte des Buches zu beißen. Belohnt wird man mit einer tiefgründigen Geschichte, einer megakitschigen Romanze, einer gar nicht mal so kitschigen, sondern sogar eher niedlichen Romanze (Dreiecksgeschichte, sag ich ja) und jede Menge Platz für richtig feine und spannende Intrigen.


Nach anfänglichen Schwierigkeiten, war ich drauf und dran, das Buch schlecht zu bewerten, aber die Entwicklung hat mich so überzeugt, dass ich diesem Auftakt sogar doch solide 3 von 5 Sternen geben möchte!


P.S.: Wer sich über den ungewöhnlichen Titel der Rezension wundert: Isaam findet in der Kleidertruhe in Karaz eine kurzärmlige, rote Tunika mit schwarzem Unterstoff und Bundschnürung. Von der Beschreibung habe ich mich da an die Goronen-Rüstung aus den Zelda-Spielen erinnert gefühlt.

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