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Kieran L. McLeod - Die Elementarsturm-Chroniken | Band 1: Das Druidentor


Zu allererst: eine wirklich freundliche Geste des Autors, allen Bewerbern der Leserunde eine kostenlose Ausgabe des E-Books von Band 1 und 2 zukommen zu lassen. Zugegeben, das E-Book kostet auf Amazon nur 99ct, aber trotzdem. Andersweitig hätte ich die Geschichte nicht gelesen.


... nicht, dass ich dadurch etwas verpasst hätte.


Wales im Mittelalter, die Burg Caerphilly fällt unter der Besatzungsmacht der französischen Königin Isabelle. Der Graf der Burg, Walter of Erin, ist gezwungen zu fliehen, wird jedoch schwer verletzt. Der junge Bauernsohn Gerald findet ihn an der Schwelle des Todes und peppelt seinen Grafen wieder auf. Dieser jedoch hat sich in den Kopf gesetzt, zum sagenumwobenen Druidentor zu reisen, mit dem ihn ein geheimnisvolles Amulett verbindet. Währenddessen droht in der Parallelwelt Gaetan ein schrecklicher Krieg, denn nicht nur das letzte Elementar, sondern auch der letzte Elementarstürmer sind verschwunden und können die Welt nicht mehr beschützen.


Mit einem regelrechten Arschtritt landet man auf der ersten Seite schon mitten im Gemetzel um die Burg Caerphilly. Der Autor macht sich nichts aus Ruhe, wirft uns ins Geschehen und gibt das gesamte erste Kapitel auch keine Möglichkeit, zum Durchatmen. In rasantem Tempo wird die Geschichte vorangetrieben und verschwendet keine Zeit darauf, sich auf den Hintergrund oder die Atmosphäre der Geschichte einzulassen. Name und Name wird genannt, die Charaktere – bis auf Walter selbst – bleiben allerdings eine graue Masse, die nicht näher erleutert wird. Außerdem wird ein Charakter eingeführt, dessen Bedeutung so mysteriös bleibt, dass man bis zum Ende keine Ahnung hat, welche Rolle er überhaupt einnehmen soll.

Auch in den anderen Kapiteln und Handlungssträngen (es sind drei an der Zahl, ein vierter wird im Epilog – welcher das erste Kapitel des zweiten Bandes ist – ebenfalls angeschnitten), setzten sich die oben genannten Probleme fort. Die Charaktere bleiben einfach eindimensional und langweilig, sie weißen keine wirklich liebenswerten Eigenschaften auf (außer einer, der aber schnell das zeitliche segnet) und lassen im Kopf des Lesers kein wirkliches Bild entstehen. Teilweise wusste ich besser darüber bescheid, welche Farbe die Blumen auf dem Tisch der gemütlich eingerichteten Bauernhütte hatten, als welche Haarfarbe unserer Hauptfiguren haben!

Dann, gegen Mitte des Buches, im dritten Handlungsstrang, begaben wir uns in die Parallelwelt Gaetan, welche allerdings genauso flach und grau bleibt, wie der Rest der Umgebung (außer der Bauernhütte von Gerald. Die war hübsch). Wir erfahren von einer anderen humanoiden Rasse, aber außer, dass sie ein wenig größer als normale Menschen sind, gibt es keine weitere Informationen über sie. Wir erfahren von den Elementaren, aber nicht, wer sie sind, oder welche Rolle sie einnehmen. Wir erfahren vom Elementstürmer, aber nicht, welche Bedeutung er für diese Welt hat. Wir erfahren von einem Krieg, aber nicht von dessen Hintergründen. Wir erfahren ...

Ich denke, man versteht, worauf ich hinauswill, nicht wahr?


Und dann die ganzen Fehler... Mein E-Book-Reader hat die Geschichte auf 60 Seiten reduziert und ich habe mir insgesamt 34 Markierungen mit Fehlern gemacht. Rechtschreibfehler (wie Mine anstatt Miene), Zeichensetzungsfehler, Grammatikfehler, Wörter vergessen, Wörter zu viel, Wiederholungen noch und nöcher. Besonders nervig, wenn in drei Sätzen fünf Mal derselbe Name genannt wird und dann alle Sätze auch noch mit diesem beginnen. Es ist einfach sprachlich unschön. Und wenn man dann in einem Dialog nicht einmal einen Zeilenumbruch beim Sprecherwechsel macht, wächst das Unbehagen beim Lesen noch weiter.

Ich weiß wirklich nicht, wer die Geschichte lektoriert hat – ob der Autor sie überhaupt jemand hat überprüfen lassen -, aber es ist schon eine kleine Frechheit, dass man diese Geschichte, die optisch den Anforderungen einer mittelmäßigen Fanfiction entspricht, gegen Geld anbietet. Die 99ct für die digitale Version mag man dabei vielleicht noch verkraften, 5 Euro für ein Printexemplar auf diesem Qualitätsstandard sind jedoch eine bösartige Abzocke. Ich hoffe sehr, dass Herr McLeod seinen Text nochmal analysiert und die Fehler ausbessert, ehe er die Chroniken weiterschreibt.


Die Elementarsturmchroniken haben einige wirklich gute Ideen und könnten sich durchaus in eine sehr interessante Richtung entwickeln, das Storytelling allerdings hat unglaublich viele Macken, die den Leser eher überfordern, anstatt ihn neugierig zu machen, die die eigentlich kurzweiligen Kapitel und Abschnitte ziehen, wie Kaugummi und interessante oder actionreiche Szenen viel schneller vergehen lassen, als es einem Lieb wär. In Verbindung mit der wirklich grenzwertigen Formatierung des Textes, den lieblosen und wenig interessant eingefangenen Charakteren und der fragwürdigen Einbindung der Parallelwelt, kann die Geschichte aber nicht wirklich glänzen und geht in der Masse aller Fantasyromane, die unsere Moderne zu bieten hat, einfach unter.

Von daher kann ich nur 1,5 von 5 Sternen geben.

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