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Akame Ga Kill - Blut und Möpse


Herrje, es ist lange her, dass ich mich mal wieder an einen Anime gewagt habe. Und langsam dämmert mir auch wieder, wieso ich die japanischen Trickfilme eher mit Samthandschuhen anfasse.


Mit Akama Ga Kill haben wir einen bunten Mix aus verschiedensten Genren. Er bedient Action-, wie auch Splatterfans, hat Comedy-momente und lässt auch die beinahe uner- lässliche Harems-Thematik nicht aus.

Mindestens genauso bunt gemischt sind die verschiedenen Stilepochen, die in der Serie auftreten. So treffen mittelalterlische Fantasy-Welten auf nah- und fernöstliche Kulturen, es existieren aber auch Schusswaffen von Anbeginn der Waffentechnik bishin zu futuristischen Gewehren. Und Mechas. Ja, es gibt Mechas.

Bis zum Schluss war ich mir unsicher, wie ich ihn einschätzen sollte, aber am ehesten würde ich ihn dann doch in die Kategorie Shounen-Action eingliedern.


Um was geht es eigentlich? Wir haben ein zerrüttetes Kaiserreich, welches durch Korruption und einen intreganten Minister regiert wird und vor allem der ländlichen Bevölkerung das Leben schwer macht. Der junge Dörfler Tatsumi zieht aus, um der kaiserlichen Armee beizutreten – nicht aber etwa, weil er in den Krieg ziehen will, sondern um seinem Dorf finanziell unter die Arme zu greifen.

Allerdings trifft er bereits an seinem ersten Tag auf die rauflüstige Leone, die ihm sein Geld klaut und wenig später für die Revolutionsarmee rekrutiert. Diese Gruppe von ausgebildeten Killern hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Missstände im Land zu bereinigen, indem sie sich aller korrupten Institutionen des Kaiserreiches auf blutige Art und Weise entledigen.


Wie man hier bereits merkt, ist die Geschichte nicht besonders außergewöhnlich – und genau so empfand ich auch die gesamte Serie. Das liegt weniger am Storytelling (da geb ich bei Anime eh selten viel drauf), sondern einfach daran, dass die große Vielzahl der Charaktere einfach sehr flach und eindimensional bleiben. An viele Charaktere will oder kann man sich einfach nicht gewöhnen, da sie entweder total langweilig und vorher-sehbar geschrieben sind oder kaum Screentime bekommen, bevor sie schon wieder das zeitliche segnen. Und da kommen wir zu einem der größten Kritikpunkte: ich habe mal gelesen, dass der Anime eine "japanische Antwort auf Game of Thrones" sein soll, aber das einzige, was mich daran erinnert, ist wirklich die Sterblichkeit der Charaktere.

Recht früh merkt man bereits, dass man um Tod und Verstümmelung nicht viel feder-lesens macht und spätestens nach Folge 5 sollte klar sein, dass manche Charaktere einfach nur Wegwerfware sind. Aber ist auch selten Schade, denn just in dem Moment, wenn sie über ihre tragische Vergangenheit berichten (und ja, irgendwie hat jeder Charakter eine tragische Geschichte), spritzt zumeist das Blut in hohen Strömen über den Bildschirm und man hört den Rest der Staffel kaum ein Wort mehr über ihn.

Glücklicherweise pendelt sich die Mordlust gegen Mitte der Serie wieder ein und man bekommt eine neue Perspektive auf die Hauptcharaktere und die entstandene Gegnergruppe. Auch wenn die meisten Personen immer noch platt wie Pappaufsteller sind, erfährt man zumindest bei einigen ein wenig über ihren Antrieb, ihre Motive und ihre Ziele. Die Geschichte stagniert hier zwar im großen und ganzen, aber gerade diese Pause ist es, die dem Zuschauer die Zeit gibt, sich zumindest ein wenig, an die Handlungsträger zu gewöhnen.

Dann brechen die letzten sechs Folgen an und die Serie verwickelt sich wieder in massenhaft Kampfszenen, noch mehr Leichen und noch viel viel mehr dramatischer Klaviermusik, weil man gezwungen ist, jedem Tod – egal auf welcher Seite er stattfindet – eine ganz besondere Bedeutung zukommen zu lassen. Dies gipfelt letztlich in einer epischen Endschlacht, über deren Ausgang man allenfalls Schmunzeln konnte. Ansonsten ließ mich diese aber recht herzlich kalt, was nicht zuletzt daran lag, dass manche Tode sinnlos und überdramatisiert wurden. Vor allem, wenn man bedenkt, was die Herren und Damen der Schöpfung bereits zuvor abbekommen und überlebt haben.


Die Zeichnungen sind denke ich recht hübsch und ansehnlich. Der Stil ist nicht unglaublich schön und detailverliebt, aber ich habe auch schon hässlichere Zeichnungen gesehen. Vor allem die Umgebung und Hintergründe sahen recht hübsch aus. Die deutsche Synchronisation fand ich eigentlich recht nett. Viele Stimmen kennt man aus anderen Peppermint-Produktionen und selbst die nervige Stimme von Strawbelly fand ich diesmal weitaus weniger penetrant als sonst.

Akama Ga Kill ist denke ich ein Anime für Fans von actionreichen Kämpfen und hübschen Mädchen, die keine Angst davor haben, Charaktere sterben zu sehen und sich über eine Geschichte, die hin und wie- der mit kleinen Slapstick einlagen aufge- peppt wird, freuen. Erwartet bitte keine tief- greifende Story oder außergewöhnliche Mo- mente.

Es ist ein 08/15-Anime von der Stange, der meines Erachtens wohl auf lange Sicht in der grauen Masse der Genrevertreter untergehen wird. Und irgendwann wird man nur noch durch Hentai-Bilder an Akame, Leone, Esdeath und die anderen erinnert werden.


Eine freundliche, zeitvertreibende 5.5 von 10.

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