top of page

Lewis Carroll - Alice im Wunderland & Alice hinter den Spiegeln

Es ist nun das zweite Mal, dass ich mich an die Alice-Romane herangetraut habe. Vor fünf oder sechs Jahren habe ich den Reclam-Doppelband gelesen, die von Günther Flemming übersetzt wurde. Diese Version war von der Wortwahl und der Namensgebung sehr originalgetreu Lewis Carroll gegenüber, was einerseits positiv, andererseits auch negativ aufgefallen war. Viele Wortspiele ließen sich einfach nicht ins Deutsche übertragen und gingen dadurch unter, wodurch die Geschichte an Charme verlor – auf der anderen Seite hatten die klassischen Namen wie Brabbelback (Jabberwock) oder Märzhase (March Hare) eine höhere Wiedererkennung für Fans, die Alice bislang nur aus der Popkultur kannten.

Diese von Christian Enzensberger übersetzte Ausgabe liest sich hingegen fantasievoller, kindlicher und märchenhafter, ja wirklich verrückter. Nur an die Abänderung einiger Namen musste ich mich ein wenig gewöhnen. Dass man aus Humpty Dumpty Goggelmoggel und aus dem Jabberwock den Zipferlake machte, war sehr ungewöhnlich. Vor allem aber die sehr bekannten Dideldei und Dideldum zu Zwiddels zu machen, mutete mir anfänglich etwas fragwürdig an. Allgemein wurde in dem Buch sehr darauf geachtet, das Englische so gut es geht zu vermeiden.

Abgesehen davon habe ich das Buch aber sehr genossen.

Wie bereits erwähnt, liest sich das Märchen um Alice und ihrer Fantasiewelt sehr skurril und witzig, bild- und märchenhaft, fantasie- und ereignisvoll. Die Gedichte und Lieder wurden gut und passend ins Deutsche Übersetzt, gröbere Schnitzer bezüglich Versmaß oder fragwürdige Reime hielten sich hierbei in überschaubaren und verzeihlichen Grenzen.

Optisch macht der Doppelband einiges her. Ich mochte die Kupferstiche des Reclam-Heftes, aber dort gab es alle Kapitel höchstens ein Bild. Dieser Band, der mit Holzschnitten von Floor Rieder geschmückt ist, strotzt geradezu vor Bildern. Es vergehen keine zwei Seiten, ohne dass Frau Rieder die Geschichte mit kleinen oder großen, aber thematisch immer passenden Bildern ausschmückt, und seien es nur Honigtöpfe, Blumen oder kleine Tiere. Nur sich Alice mit Brille vorzustellen fiel mir bis zum Ende schwer.

Besonders witzig fand ich übrigens auch die Idee, die Romane nicht nur aneinanderzureihen, sondern den zweiten Band, der ja in der Welt der Spiegel spielt, quasi „verkehrtherum“ – also auf dem Kopf stehend ins Buch einzubringen. Dadurch liest man das Buch von vorn nach hinten und von hinten nach vorn. Außerdem ist diese Ausgabe im Vergleich zu anderen Schmuckausgaben klein und handlich, der Einband und auch die Seiten sind vergleichsweise dick und robust und somit bestens geeignet für Kinder.

Es hat mich sehr gefreut, wieder einmal mit Alice ins Wunderland einzutauchen und ihre Reise mitzuerleben. Ich habe mich darüber gefreut, eine andere Version zu lesen, als ich sie bereits kannte und bin dieser deutlich positiver zugetan.

bottom of page