top of page

Eleanor Herman - Schattenkrone (Royal Blood Band 1)

Wir schreiben das vierte Jahrhundert, genau genommen das Jahr 340 v.Chr. Griechenland existiert in Terretorialstaaten, das persische Reich ist auf seiner Hochkonjunktur und in Makedonien lebt ein junger Prinz, der in den folgenden siebzehn Jahren komplett Südeuropa und Vorderasien verändern soll: Prinz Alexander von Makedonien, später genannt Der Große.

Die Geschichte beginnt mit Katarina und Jacob, einfache Bewohner eines vollkommen unbeeindruckenden Dorfes außerhalb der makedonischen Hauptstadt Pella. Katarina hat von Geburt an eine starke Afinität zu Tieren, kann sich in ihre Gefühlslage hineinversetzen und hat das Gefühl, sie hin und wieder verstehen zu können, Jacob ist der Sohn eines Töpfers, aber sehnt sich nach mehr. Er ist schlau und geschickt, weshalb er sich entscheidet am großen Blutturnier in Pella teilzunehmen und für die makedonische Armee anzuheuern.

Da sie von Kindesbeinen unzertrennlich sind, gehen beide zusammen nach Pella – doch während Jacob am Turnier teilnimmt, trifft Katarina auf Prinz Alexander. Und die beiden scheinen durch ein gemeinsames Schicksal miteinander verbunden, welches nicht nur Katarina und Alexander beeinflusst, sondern auch deren Freunde und Familie.

Als ich im Buchladen gewesen bin, hat mich Schattenkrone sofort angesprochen. Das Cover hat interessant ausgesehen, der Einband sich einfach toll angefühlt, der Klappentext vielversprechend geklungen. Ich bin nie der größte Fan von historischen Büchern, aber in Verbindung mit Fantasy konnte mich das Thema schon reizen - Marcus Heitz' Mächte des Feuers haben mich schließlich auch in ihren Bann gezogen. Voller Vorfreude habe ich das Buch also aufgeschlagen und angefangen zu lesen. Dass ich für knapp 600 Seiten über einen Monat gebraucht habe, spricht leider für sich.

Allen voran möchte ich hier sagen, dass es keinesfalls am Schreibstil liegt, das ich mich durch das Buch quälen musste – Hermans Art zu schreiben ist erstaunlich erfrischend und abwechslungsreich. Um ehrlich zu sein, ist ihre Art die Sätze zu formulieren wirklich das Beste am Buch (und der Grund, weshalb ich es nicht abgebrochen habe.)

Das einzige, was mich stört, ist die ständige Verkürzung der Namen. Ich gebe zu, Namen wie Hephaistion und Cynane gehen uns nicht so leicht über die Lippen, diese aber zu Heph und Cyn abzukürzen, halte ich für etwas ungemäß für die damalige Zeit. Vor allem auch Katarina zu Kat und Alexander zu Alex abzukürzen, halte ich für etwas unnötig. Letztlich habe ich mich damit abgefunden.

Aber – das könnt ihr euch sicher denken – leider steht der Schreibstil allein für sich, denn die Geschichte selbst ...

Das Buch startet aus der Sicht von Katarina, wechselt dann zu Alexander, dann wieder zurück. Bald schon habe ich mitbekommen, dass es nicht nur die beiden Perspektiven gibt, sondern sage und schreibe 7 (!!) Erzählperspektiven: Kat, ihr Jugendfreund Jacob, Alex, sein bester Freund Hephaistion, Alex' Halbschwester Cynane und seine Mutter Olympia. Ach ja, und dann noch die persische Prinzessin Zophia, deren Existenzberechtigung für dieses Buch mir immer noch ein Rätsel ist.

Nun gut, wir haben also sieben Handlungsstränge, von denen sechs mal mehr und mal weniger zusammenlaufen (Zophias trifft auf keinen der Hauptcharaktere und ist demnach losgelöst von der eigentlichen Handlung zu betrachten), deren Perspektive oft aber ein wenig wirr oder ungünstig gewählt wurde.

So verbringen Hephaistion und Cynane in der Mitte des Buches viel Zeit miteinander, aber als endlich etwas spannendes passiert, wird das nur angerissen, denn es geschieht Cynane, während aus der Sicht von Hephaistion geschrieben wird. Solche Missgeschicke geschehen häufiger, werden zwar einige Kapitel später dann vom jeweils anderen Charakter noch einmal aufgegriffen, erzeugen dann aber keinesfalls mehr die Wirkung, die sie beim ersten Mal erzeugt hätten.

Und das ist einer der schwersten Kritikpunkte für die Geschichte: sie will einfah nicht so recht zünden.

Die Geschichte verliert viel Potenzial dadurch, dass man sich auf zu viele Charaktere gleichzeitig kontrolliert. Cynane zum Beispiel hat eine sehr intrigante Rolle, welche einem aber gleich in ihrem ersten Kapitel ins Gesicht gedrückt wird. Man weiß, was sie vor hat und ist über keine ihrer Entscheidungen überrascht. Hätte die Autorin Cynane als Randcharakter eingeführt und ihre Intrigen erst nach und nach aufgedeckt, wäre der Charakter nicht nur interessanter und vielschichtiger geworden, die Geschichte hätte auch mehr Pepp.

Alles in Allem ist die Geschichte nämlich unglaublich vorhersehbar und langatmig. Durch die vielen Perspektiven werden die meisten Geschehnisse mindestens zweimal erwähnt, manche sogar häufiger. Geheminisse und Twists sind quasi inexistent, da man von allen Seiten her Informationen und Hinweise bekommt, so dass ich den größten Wendepunkt der Geschichte bereits nach ersten Drittel des Buches vermutet habe.

Die wenigen Höhepunkte der Geschichte werden leider auch relativ schnell abgehandelt und durch die dauernden Perspektivenwechsel entweder so weit herausgezögert, dass man die Spannung wieder verloren hat, wenn der Storyfaden wieder aufgenommen wird, oder aber durch einen anderen Charakter schon wieder gespoilert wird. Erst die letzten 100 bis 150 Seiten waren dann wirklich gut gemacht – liegt aber vermutlich daran, dass man sich auf drei Charaktere beschränkt und in einer Szenerie verbleibt.

Übrigens habe ich bis zum Schluss nicht herausgefunden, worum es sich bei der Namensgebenden Schattenkrone handelt.

Die Charaktere im Buch sind in Ordnung, würde ich sagen. Alexander habe ich sehr ins Herz geschlossen, auch Hephaistion hat mir nach anfänglichen Schwierigkeiten sehr gefallen. Katarina hat sich auch gut gemausert, Jacob hat seine Höhepunkte, ist mir aber gerade gegen Ende ziemlich egal geworden. Ähnlich ist es mir mit Cynane gegangen, die ich anfänglich sehr interessant gefunden habe, deren Eindimensionalität mich gegen Ende aber einfach nur kaltgelassen hat. Auch an Zophia und Olympia komme ich nicht so wirklich heran, auch wenn ich mir vorstellen kann, dass die in den folgenden Büchern wohl wichtiger werden könnten.

Ansonsten gibt es zahlreiche namhafte Nebencharaktere, die aber bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Auch die Bösewichte sind eher eindimensional geblieben.

Schattenkrone ist ein seichter Auftakt für eine Reihe, die großes versprechen könnte. Vermutlich muss man es lieben, eine Geschichte aus vielen Perspektiven zu lesen, um mit dem Buch wirklich warm zu werden. Ich hoffe persönlich sehr, dass die folgenden Bände in der Handlung vielleicht konsequenter und spannender erzählt werden, denn das Ende von Buch 1 gibt jede Menge Potenzial nach oben.

bottom of page