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Kai Meyer - Die Seiten der Welt: Nachtland (Band 2)

Was habe ich mich nach dem ersten Band gefreut, gleich mit Band 2 weitermachen zu können! Das letzte Mal so angefixt von einer Buchreihe war ich... eigentlich noch nie. Der Krieg zwischen der Akademie und den Rebellen der Bardenbrüder geht in die nächste Runde. Um der Akademie den Rest zu geben, entschließt sich die Gruppe um Furia in deren Heiligtum einzudingen, doch das erweist sich als schwerer als gedacht, denn die Akademie macht gemeinsame Sache mit einem der größten Unterweltbosse von Libropolis... Anders als der erste Band, lässt Meyer im Nachtland keine Zeit verstreichen, um richtig Feuer zu geben. Bereits auf seite 10 hat das Buch eine actionreiche Geschwindigkeit aufgebaut, die es fast die komplette Geschichte über durchzieht. Dadurch liest sich das Buch unglaublich schnell, auf der anderen Seite fehlen mir persönlich ein paar ruhige Momente, um die Geschehnisse zu rekapitulieren. Gerade Isis' Handlungsstrang bietet quasi keinerlei Möglichkeit, einfach Mal Pause zu machen, Furia hat auch kein sonderlich ruhigeres Leben. Einzig die kleinen Handlungsfetzen um Pip und den Exlibro Patience nehmen der Geschichte ein wenig Geschwindigkeit - was sie manchmal bitter nötig hat, um den Leser nicht zu überfordern. Ich habe mich tierisch über ein Wiedersehen mit Furia, Isis, Cat, Finnian und Pip gefreut. Auch andere Randfiguren wiederzusehen, die dieses Mal mehr in den Fokus gerückt wurden, war eine wirklich nette Sache. Leider waren es eben diese Charaktere, die für mich das Buch getragen hat, da ich mit vielen der neuen Charaktere - vor allem auf Seiten der Bösen - kaum anfreunden konnte. Anders als im Vorgänger war die Aufteilung zwischen Gut und Böse viel eindeutiger. Furias Gruppe stand mit ihren Motiven bei den Guten, die Anführer der Akademie auf der Bösen Seite. Graustufen waren nur unter den Gruppenmitgliedern selbst zu erkennen, nicht aber unter den befeindeten Parteien. Ironischerweise waren es die Exlibra, welche von vielen Biblomanten als charakterlose Missbildnisse bezeichnet wurden, die ich während des Lesens immer mehr ins Herz geschlossen habe. Patience, James und Samsa (was habe ich gelacht, als ich erkannt habe, um wen es sich dabei handelt) fand ich viel interessanter als Rachelle, Veit oder Atticus. Einen weiteren Kritikpunkt muss ich an die Erzählweise bzw. die Entwicklung der Erzählweise legen. Band 1 war für mich ein Märchen. Die mysteriöse Reise in die Welt der Bibliomantie. Man hat mit Furia zusammen die Möglichkeiten entdeckt, die die Magie bietet, war vollkommen im Zauber dieser Fähigkeiten. Band 2 las sich für mich wie ein Fantasykriegsroman. Das klingt jetzt abwertender, als es soll, schließlich steh ich auf Herr der Ringe, Lied von Eis und Feuer oder die Hexer-Reihe, in denen diese knallharten Actionszenen Gang und Gebe sind - aber irgendwie fehlten mir in den Kämpfen die gewisse Märchenhaftigkeit, in die ich mich im ersten Buch verliebt habe. Furia wurde für meinen Geschmack zu schnell zu erwachsen - und damit auch die ganze Geschichte. Trotzdem hat mir das Lesen unglaublichen Spaß gemacht. Ich freue mich sehr, dass ich Furia und ihre Freunde noch einen weiteren Band begleiten darf. Und wer weiß - jetzt, da ich darauf eingestellt bin, dass ich kein Märchen mehr lese, vielleicht überzeugt mich der letzte Band ja vollends :)

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