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Nachtmahr (sie kehrten niemals heim)

Sie kam zu uns in einer dunklen Nacht,

wir haben uns doch nichts dabei gedacht. Als junges Weib, so unschuldig und jung, ging sie alsbald in der Gemeinde um. Sie bat um Kleidung, bat um Essen, bat um Obdach, ging auf Messen. Wir nahmen sie hier bei uns auf, so nahm das Unglück seinen Lauf.

Als erstes traf es die Soldaten, wo sie geblieben, kann nur raten. Auch unser Köhler ging verloren, verschonte nicht mal die Doktoren. Zwei Kinder unsres Waisenhort, sie liefen in der Nacht hinfort. Man fand die Leichen irgendwann, in unser'm Walde nebenan.

Unbedacht trat sie in unser Leben, sie wollt uns schöne Sachen geben. Sie lockte uns in ihren Hain, dort waren wir mit ihr allein. Das sollt der letzte Fehler sein. Wer mit ihr zieht, kehrt niemals heim.

Drei Tage schlief sie bei der Müllerin, dann rafft' die Grippe ihren Gatten hin. Dann kehrte sie bei unser'm Bäcker ein, sein Blut sollt bald in unser'n Broten sein. Ob Hufschmied, Gaukler, oder Schneider, die Toten wuchsen ständig weiter. Das Weib lachte in ihrem Wald, wer zu ihr ging, wurde nie alt.

Unbedacht trat sie in unser Leben, sie wollt uns schöne Sachen geben. Sie lockte uns in ihren Hain, dort waren wir mit ihr allein. Das sollt der letzte Fehler sein. Wer mit ihr zieht, kehrt niemals heim.

Kaum fiel auf dieses Weib unser Verdacht, hat sie sich heimlich aus dem Staub gemacht. Dass sie noch lebt, ließ uns der Fischer wissen, man fand ihn tot, gespickt mit Bissen. Mütter, sperrt die Burschen ein, dem Untier fall'n sie sonst anheim. Frau'n, sperrt eure Männer weg, sie kriechen sonst durch Blut und Dreck.

Die Heimat liegt in Schutt und Scherben, sie lässt all uns're Männer sterben. Die Mahr labt sich an ihren Leibern, lockt sie mit Geld und schönen Weibern. Saugt sie aus, frisst ihre Knochen, lässt sie in der Hölle kochen. Kriegt nicht genug von ihrem Blut - Es bleibt nichts über, ihr geht's gut.

Unbedacht trat sie in unser Leben, sie wollt uns schöne Sachen geben. Sie lockte uns in ihren Hain, dort waren wir mit ihr allein. Das sollt der letzte Fehler sein. Der Krieg, er sucht uns alle heim.

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